Manuel Riemann kehrt in den Lizenzspielerkader des VfL Bochum zurück. Der Verein und der Torhüter einigten sich nach wochenlangen Verhandlungen und juristischen Beratungen außergerichtlich. Damit wird ein öffentliches Verfahren vor dem Arbeitsgericht, das für Dienstag angesetzt war, abgewendet. Die Bedingungen der Einigung bleiben unklar, doch Riemann soll ab Montag wieder mit der Profimannschaft trainieren.
Hintergrund der Freistellung
Riemann war im Mai 2024 von der Mannschaft suspendiert worden. Laut VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig lagen „unüberbrückbare Auffassungsunterschiede“ vor. Der Torhüter hatte daraufhin gegen den Verein geklagt, um seine Rückkehr ins Mannschaftstraining zu erzwingen.
Riemanns Karriere beim VfL ist geprägt von Konflikten. Bereits 2022 sorgte er mit beleidigenden Ausbrüchen während einer Trainingseinheit für Aufsehen. Die Wortwahl – darunter das als inakzeptabel geltende „Missgeburten“ – wurde intern gerügt, blieb aber folgenlos.
Im April 2023 eskalierte die Situation erneut. Nach einer Niederlage gegen den VfB Stuttgart suchte Riemann die Konfrontation mit einem Fan, der ihn beleidigt hatte. Der Torhüter stieg in den Zuschauerbereich, ehe Mitspieler und Ordner eingriffen.
Im Mai 2024 führten Spannungen mit Teamkollegen nach einer Niederlage gegen Werder Bremen zu lautstarken Auseinandersetzungen in der Kabine. Spieler wie Matúš Bero und Gonçalo Paciência standen im Zentrum der Vorfälle. Wenige Wochen später wurde Riemann schließlich freigestellt.
Die Reaktion des Vereins
Der VfL betonte bei der Einigung, dass eine gerichtliche Auseinandersetzung in der aktuellen sportlichen Lage nur für Unruhe gesorgt hätte. Kaenzig erklärte, dass die Bedingungen für Riemanns Rückkehr im Vorfeld genau abgestimmt worden seien. Gerüchte über Handgreiflichkeiten im Team dementierte der Verein ausdrücklich.
Riemann wird künftig mit der Rückennummer 31 auflaufen. Sowohl der Klub als auch der Torhüter haben vereinbart, sich nicht weiter zu den Vorgängen zu äußern.
Ein Signal mit Fragezeichen
Die Rückkehr Riemanns wirft Fragen auf. Kritiker sehen darin ein Zeichen von Inkonsequenz. Ein Spieler, der wiederholt durch Fehlverhalten auffiel, wird trotz schwerwiegender Vorfälle ins Team zurückgeholt. Diese Entscheidung könnte die ohnehin schwierige Stimmung im Team weiter belasten.
Für den VfL Bochum, aktuell im Abstiegskampf, bleibt der Erfolg der Maßnahme ungewiss. Der Teamspirit, eine zentrale Säule für den Klassenerhalt, könnte unter dieser Personalentscheidung leiden. Wie Trainer Dieter Hecking die Situation handhaben wird, bleibt abzuwarten.
Die Causa Riemann zeigt, dass sportlicher Erfolg und interne Werte nicht immer leicht in Einklang zu bringen sind. Der VfL Bochum steht vor einer Gratwanderung – zwischen kurzfristigem Nutzen und langfristigen Konsequenzen.
Kommentar: Riemanns Comeback bietet aber auch sportliche Chancen
Bochum Journal-Redakteur Christian Schnaubelt kommentiert die Causa Riemann wie folgt:
„Riemanns Comeback bietet auch sportliche Chancen. Denn der einstige Stammtorhüter der VfL, der sich individuell fit gehalten hat, hat Abstiegskampf-Erfahrung und beteiligt sich aktiv am Spielaufbau. In der letzten Saison hat Manuel Riemann mehrmals temporeiche Gegenstöße des VfL eingeleitet. Dies barg auch Risiken, war aber meistens ein klarer Vorteil für den VfL. Dies unterscheidet Riemann von der derzeitigen Stammtorhüter des VfL. Torhüter Patrick Drewes, der wie Riemann stark auf der Linie und im „Eins zu Eins“ ist, steht eher für einen absicherungsbasiertes Aufbauspiel. Beide Torhüter haben Schwächen bei hohen Bällen in den VfL – Strafraum gezeigt.“