Enge, Gewalt, Erniedrigung, Angst. In der russischen Oper „Aus einem Totenhaus“ von Leos Janácek ist der Zuschauer mittendrin und voll dabei. Es gibt keine Zuschauerbereiche im normalen Sinn. Vielmehr ist die Tribüne einem Gefängnishof nachgebaut und jeder Zuschauer kann aus seinem Gang direkt nach unten in diesen Hof schauen, wo sich die Protagonisten in drei Akten befinden.

Eingerahmt von den Bochumer Symphonikern unter der Leitung von Dennis Russell Davies gehören die Zuschauer mit zur Inszenierung. Das Gesamtbild mit den vielen Darstellern und Menschen außerhalb der „Bühne“ sorgt für ein beklemmendes Gefühl, was offenbar gewollt ist. Selbst im Innenhofbefinden sich Zuschauer, die teilweise unfreiwillig in die Szenerie eingebracht werden.
Bei der Story muss man entweder der russischen Sprache mächtig sein, oder während des Theaters die Bildschirme am Rand des Hofes für die Übersetzung heranziehen. Auch die Licht-Installation sorgt für eine Atmosphäre, die der Realität in einem düsteren Gulag sehr nahe kommt.
Bei der Story geht es um die Männer in einem russischen Gefängnis, die häufig wegen drastischer Verfehlungen einsitzen müssen. Verfehlungen, die nicht selten wegen verflossener Liebschaften entstanden sind und denen sie im Innenhof in kleinen Geschichten nachweinen. Nicht selten, ist es aber auch die eigene Mutter, deren Liebe den Insassen fehlt.
Dramaturgisch wirken einzelne Bestandteile etwas überzogen. So werden die Geschichten der Häftlinge selbst während der Erzählung so drastisch, dass ein weiterer Insasse sterben muss. Gruppenanfeindungen innerhalb des Blocks sorgen für weitere Gewaltexzesse. Über Allem steht der Direktor, der sich auch als Zar oder Gott präsentiert, mit der Möglichkeit, den Gesetzlosen Leid zuzufügen.
Nicht umsonst ist das Musiktheater für Kinder unter 14 Jahren nicht zugelassen, aber auch ältere Jugendliche sollten sich auf eine anspruchsvolle Inszenierung einstellen, die mit 105 Minuten ohne Pause durch die drei Innenhöfe führt. Mittendrin sein und miterleben, wie es an einem solch düsteren Ort zur Sache geht.