Beitrag: Boxtraining für Jugendliche ist Ali Akkus Lebensaufgabe
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Ali Akkus vom BSC 21 Wattenscheid e.V. mit seinen Schützlingen (Foto: Sebastian Sendlak)

Seit 30 Jahren ist Ali Akkus als Box-Trainer tätig. Dabei ist ihm die Disziplin der Jugendlichen wichtig. Nun ist er für sein Ehrenamt von der Stadt Bochum ausgezeichnet worden.

Wenn Ali Akkus im Ring steht und mit den Jugendlichen trainiert, ist er in seinem Element. Mit einem geübten Blick sieht der Trainer des BSC 21 Wattenscheid e.V. sofort, wenn seine Schützlinge anfangen, sich zu prügeln. „Das hat nichts mit Boxen zu tun“, sagt Akkus. Boxen habe mehr mit Intelligenz zu tun. Die Boxer müssen jede Bewegung des Gegners vorhersehen und bestmöglich darauf reagieren. So ist es wichtig, sich an die Regeln halten.

Regeln sind beim Boxen wichtig und fördern die Persönlichkeitsentwicklung

Generell legt der 57-Jährige großen Wert darauf, dass Regeln eingehalten werden. So wird sich ohne Ausnahme zur Begrüßung die Hand gegeben. „Das ist ein Zeichen von Respekt des Gegenübers“, so Akkus weiter, wenn er am Eingang der Sporthalle beim DJK Wattenscheid sitzt. „Um Punkt 18 Uhr mache ich die Türe zu. Dann kommt keiner mehr rein.“ So erlernen die meist jungen Amateurboxer, pünktlich zu sein und sich an Regeln zu halten. „Wegen der Regeln und dem Sport werden die Kinder nach einiger Zeit ruhiger, da sie sich beim Sport verausgaben. Sie bauen Stress ab“, sagt Akkus, „Die Kinder weisen sich selbst auf die Regeln hin und stoßen auch jemanden aus, wenn sich nicht dran gehalten wird.“

Nachdem die Gruppe aus maximal 40 Jugendlichen und Erwachsenen vollständig ist, geht es in der Halle weiter. Dort hängen 13 Sandsäcke, in der Mitte ist ein Ring aufgebaut. Zum Aufwärmen wird in verschiedenen Tempi und Schrittfolgen trainiert. „Ey, nicht quatschen“, ermahnt der 1. Vorsitzende des Vereins, Christof Gawlik, die Sportler. „Sie sollen sich auf den Sport konzentrieren und nicht auf etwas anderes“, meint Gawlik später. Nachdem das Aufwärmen abgeschlossen ist, geht es für die Kämpfer, die in der nächsten Zeit einen Kampf haben, in den Ring. Hier wird der 57-jährige Gelsenkirchener selbst aktiv. Mit konsequenten Ansagen erklärt er seinen Schützlingen, was sie tun sollen oder warum sie zu passiv sind.

Akkus: „Boxen hat mit Intelligenz zu tun.“

„Boxen hat in der Gesellschaft einen schlechten Ruf. Es ist schwer, das aus den Köpfen herauszubekommen. Es hat mit Intelligenz und Schnelligkeit zu tun“, sagt Akkus, „Die Kämpfer müssen binnen kürzester Zeit den Gegner lesen und den nächsten Schritt erkennen können.“ Nur dann können sie einen Kampf gewinnen. Dadurch lernen die Vereinsmitglieder, dass jede Aktion eine Reaktion auslöst. Sie müssen sich selbst schützen und Verantwortung für ihre eigenen Handlungen die Verantwortung tragen. Der gebürtige Türke ist stolz darauf, wenn er die Werdegänge seiner Schützlinge beobachtet. „Alle haben es durch den Sport zu etwas gebracht. Haben studiert und engagieren sich sozial“, freut sich Akkus.

Von 1985 bis 1995 hat Akkus selbst aktiv geboxt. „Vorher habe ich Fußball gespielt – wie es im Ruhrgebiet üblich ist“, lacht Akkus, der 1978 nach Deutschland gekommen ist. 1993 kamen die ersten Erfahrungen als Trainer. Nachdem sein Trainer 1995 gestorben ist, arbeitet er nur noch als Trainer. Zu dieser Zeit ist auch Eva im Box-Club, die Akkus für seine ehrenamtliche Tätigkeit bei der Stadt Bochum nominiert hat. „Ich wusste von der Nominierung nichts. Christof und Jan (Ross, Anm. der Redaktion) haben mich gefragt, ob ich ein Schreiben der Stadt bekommen habe. Ja, aber ich hatte es nicht ernst genommen“, lacht Akkus. Erst, als es dann konkret wurde und die Einladung kam, wurde klar, das ist etwas Ernstes.

An vier Tagen in der Woche gibt der in Gelsenkirchen lebende Akkus das Training und sein Wissen an die jüngere Generation weiter. Was seine Frau dazu sagt? „Das ist ihr lieber, als wie wenn ich jeden Tag in türkischen Cafés bin“, sagt Akkus lachend zum Abschluss.

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