Das Ensemble für „Die Perle Anna“ der Volksbühne Bochum
Das Ensemble für "Die Perle Anna" der Volksbühne Bochum
Seit 1917 gibt es die Volksbühne in Stiepel. Nun hat das Ensemble das erste von zwei Stücken für dieses Jahr aufgeführt. Mit „Die Perle Anna“ ist im Saal von Haus Spitz erneut viel gelacht worden.
„Ich bin so aufgeregt“ ist vor der Aufführung des Theaterstücks „Die Perle Anna“ hinter der Bühne zu hören. Hier werden gerade noch die letzten Kostüme an Ort und Stelle gehängt, damit die Darsteller der Volksbühne diese schnell während des Auftritts im Haus Spitz anziehen können. Ein paar Minuten später sitzen die rund 160 Zuschauer im ausverkauften Saal da, als sich der Vorhang öffnet. Das Publikum wird in ein Pariser Wohnzimmer katapultiert, in dem ein Mann telefoniert und das Hausmädchen die Wohnung sauber hält. Schnell wird klar: Bernard hat ein Geheimnis vor seiner Frau Claudine. Am Ende des Stücks wird Anna nicht nur die Ehe retten, sondern auch zwei Menschen zusammenbringen.
„Wir haben alle Kulissen selbst gebaut“, sagt Willi Pape von der Volksbühne. So stammen einige Requisiten auf der Bühne aus dem Privatbesitz des Theatervereins. „Manche haben jetzt keine Bilder mehr an der Wand“, schmunzelt Carmen Lumma. Doch genau hier liegt der Charme auf der Bühne: Alle Requisiten sind sorgfältig ausgewählt, sodass der Zuschauer im Saal ein realistisches Abbild vom Spielort erhält. So steht an diesem Abend neben dem Sofa auch ein kleiner Getränkewagen auf der Bühne. „Das ist aber kein richtiger Alkohol“, lacht Pape.
Was allerdings echt ist, ist der Aufwand, den die Laiendarsteller in ihre Rollen einbringen. Rosemarie Kaufmann spielt mit über 70 Jahren das Dienstmädchen Anna, das zu viel weiß und nicht will, dass sich ihre Arbeitgeber trennen. „Ach Anna, sie sind eine Perle“, bekommt Kaufmann an diesem Abend gleich dreimal zu hören. Als Dienstmädchen winkt sie ab und sagt hinterher: „Das habe ich heute schon öfters gehört.“ Dass Kaufmann in ihrer Rolle aufgeht, merkt der Zuschauer spätestens dann. Ihre Rolle weiß alles und muss geschickt umschiffen, dass kein anderer Protagonist herausfindet, was wirklich in der Pariser Wohnung passiert.
„Wir haben keinen Schauspielunterricht“, erzählt Pape. Es sei alles autodidaktisch, was die Sache nicht einfacher mache. Trotzdem gibt es das Angebot des Amatheurtheaterverbandes NRW, den einen oder anderen Workshop zu besuchen, um an den Feinheiten der Schauspielkunst zu arbeiten. Manchmal werde dieses Angebot angenommen. Doch gerade, weil nicht alles perfekt inszeniert wirkt, hat das kleine Theater in Linden Charme, denn die Dartsteller bestechen durch ihre authentische Art, den Figuren Leben einzuhauchen.
Was als Nächstes kommt? Das wollen die Verantwortlichen nicht sagen. Sicher ist aber eines: Auch das nächste Stück wird eine Komödie und wird noch dieses Jahr gezeigt.