Liebe Bochumerinnen und Bochumer,
als mich am Ende des letzten Jahres jemand fragte, wie ich das Jahr 2021 in einem Satz zusammenfassen würde, fiel mir spontan ein Zitat des ehemaligen VfL Bochum-Profis Torsten Kracht ein: „Wenn schon doof verlieren, dann wenigstens in Bochum.“ Denn genau so fühlte sich das zweite Jahr mit Pandemie an.
Anfang 2021 kam mit dem Start der Impfungen endlich die realistische Hoffnung auf, dass wir es wiederbekommen – unser normales Leben. Heute, 12 weitere Corona-Monate später, fühlt sich 2021 wie ein verlorenes Spiel um den Aufstieg an. Die Abwehr des Impfschutzes verliert in der 80. Minute die nötige Kraft und lässt die gegnerischen Stürmer – Delta und Omikron – zu oft in den Strafraum. Am Ende verwandelt sich der sicher geglaubte Sieg in ein undankbares Unentschieden. Und dann steht man da, enttäuscht, mit ein paar Tränen in den Augen und dem Wissen, dass man es erneut versuchen muss.
Aber wissen Sie was? In Bochum haben wir in solchen Situationen einen entscheidenden Vorteil. Denn erstens haben wir das Rennen um den Aufstieg letzten Sommer gewonnen.
Und zweitens haben wir in einem mehr Übung und Erfolge als viele andere: wieder aufstehen!
Das gilt sowohl für den Sport als auch für die Stadt. Und genau diese Eigenschaft wird uns auch im dritten Pandemie-Jahr helfen.
Denn auch wenn die Kräfte bei vielen von uns am Ende und die Nerven strapaziert sind. Ich bin nicht bereit, die Zuversicht auf eine Zeit danach aufzugeben. Und ich bin sicher, dass das auch auf die meisten Bochumerinnen und Bochumer zutrifft. Beim VfL Bochum im Fußball und bei den Sparkassen-Stars im Basketball wurde diese Zuversicht letzten Sommer belohnt. Und auch als Stadtverwaltung haben wir im letzten Jahr viel dafür getan, dass sich das Vertrauen in unsere Stadt lohnt.
Zum Beispiel mit dem Stadtjubiläum – 700 Jahre Bochum. Alles anders als geplant, aber doch sicht- und spürbar. Beispielsweise durch den Zeittunnel vor dem Rathaus, die Jubiläumsshow im Musikforum oder beim Tag des offenen Rathauses. Und, was mich besonders stolz macht, mit vielen tollen Aktionen, die nicht nur von offizieller Seite organisiert wurden, sondern mit denen Bürgerinnen und Bürger ihre Verbundenheit mit der Stadt ausgedrückt haben.
Neben den Erfolgen im Fuß- und Basketball gab es noch mehr Höhepunkte zu feiern. Bei den Paralympics in Peking erkämpfte sich Valentin Baus eine Goldmedaille im Tischtennis. Wir waren Gastgeber der Ruhr Games und in Riemke ist mit dem „urban green“ ein neuer Ort mit Modellcharakter für Sport, Freizeit, Erholung und Begegnung entstanden. Steven Sloane wurde nach vielen erfolgreichen Jahren in Bochum als Generalmusikdirektor verabschiedet und neben ersten Konzerten seines Nachfolgers Tung-Chieh Chuang konnte man den Bochumer Kultursommer mit über 100 Veranstaltungen und die zweite Auflage der Dino-City als kleine „Corona-Flucht“ genießen.
Um weitere Anziehungspunkte zu schaffen, sind wir dabei, die Innenstadt fit für die Zukunft und damit noch attraktiver für alle zu machen. Der gut angenommene mobile Spielplatz am Kuhhirten kommt wieder und bereitet das Feld für einen dauerhaften Spielplatz an diesem Ort. Auf dem Gelände des alten Land- und Amtsgerichts wächst mit dem Viktoria-Karree ein neuer Teil unserer Innenstadt in die Höhe, der als geplanter attraktiver Mix aus Handel, Hotel, Gastronomie, Dienstleistung und Freizeitangeboten schon vor der Fertigstellung und Eröffnung noch in diesem Jahr für Aufsehen sorgt. Gemeinsam mit dem Haus des Wissens, welches im jetzigen Telekomblock entsteht, ist dies nur eine der vielen baulichen Erneuerungen unserer Innenstadt, die schon bald vom neu gestalteten Husemannplatz oder bei einem Kaffee im Dachgarten auf dem Haus des Wissens zu genießen sein werden.
Natürlich haben wir mit der Stadtverwaltung nicht nur bauliche Veränderungen im Blick. Auch Verbesserungen bei Behördengängen und städtischen Dienstleistungen wurden vorangebracht. Auf dem „Smart City Index“ – der Rangliste der Smart City Kommunen – konnten wir deutschlandweit von Platz 18 auf Platz 7 aufsteigen. Heißt: Bochum entwickelt sich zur cleveren, intelligenten Stadt. Alles mit dem Ziel, die Leistungen für Bürgerinnen und Bürger zu optimieren. Mit Indoor-Navigation und dem neuen Eingang am Rathaus sind auch die analogen Leistungen jetzt besser zu finden. Sicher auch ein Grund, warum Google das Bochumer Bürgerbüro zum Viertbesten in Deutschland gekürt hat.
In einem nächsten Schritt werden die Innenstadt und ihre Angebote noch besser zu erreichen sein. Die Planungen für das Fahrradkreuz, an dem sich die sichtbar gestalteten Achsen für den Radverkehr im Bereich vor dem Rathaus kreuzen, werden dieses Jahr fertiggestellt und der Umbau aktiv angegangen. Neben mehr Sicherheit und Spaß auf dem Rad ist das auch ein kleiner Beitrag zur Verbesserung des Klimas in Bochum. Der allein reicht natürlich nicht aus. Deshalb gab es noch im Dezember den Auftakt zum Klimaplan 2035. Das klare Ziel ist, dass wir im Jahr 2035 als Stadt klimaneutral, nachhaltig und so aufgestellt sind, dass wir mit Starkregen wie im letzten Sommer besser umgehen können.
Sie sehen, trotz des beherrschenden Themas Corona ist im letzten Jahr viel passiert und noch mehr in diesem Jahr geplant. Dass dies in der Weise möglich war und ist, verdanken wir den guten Entwicklungen der Vorjahre. Was wir bisher gemeinsam geleistet haben, hat nun dabei geholfen, dass im letzten Jahr – trotz der Pandemie – keines der Großprojekte in unserer Stadt von den Investoren in Frage gestellt wurde. Bochum entwickelt sich also positiv weiter und steht weiterhin für Aufbruch.
Bei uns in Bochum halten wir zusammen und gehen die Probleme gemeinsam an. Das gilt auch beim Thema Impfen. Bisher wurden in Bochum mehr als 687.634 Impfungen verabreicht. Das ist dem unermüdlichen Engagement vieler Kräfte der Ärzteschaft und der Hilfsorganisationen, der Bundeswehr, der städtischen Unternehmen und den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu verdanken. Dafür war und bin ich sehr dankbar. Sie alle sorgen dafür, dass es auch jetzt wieder zahlreiche Angebote für die erste, zweite und dritte Impfung gibt. Bitte nutzen Sie diese Möglichkeit! Schützen Sie sich selbst und seien Sie solidarisch. Die Frage des Impfens ist nicht nur eine rein persönliche Frage. Es ist auch die gesellschaftliche Frage, wie wir miteinander umgehen: Geht es uns nur um uns selbst oder eben auch um die Menschen, denen es nicht möglich ist, sich mit einer Impfung zu schützen?
Diese Frage und auch der Alltag fordern uns nach wie vor heraus. Viele Menschen in Bochum – insbesondere viele Kinder und Jugendliche – kämpfen mit den psychosozialen Folgen der noch andauernden Pandemie und der damit verbundenen Unsicherheit. Auch darauf reagieren wir aktiv. Mit dem Perspektivplan „WiR gegen Corona“ haben wir 100 Maßnahmen auf den Weg gebracht, die Auswirkungen und Folgen von COVID-19 in den Blick nehmen. Damit waren wir eine der ersten Städte in ganz Deutschland. Das zeigt einmal mehr, dass Bochum eine Stadt ist, in der das Wir zählt.
Und genau dieses Wir soll im kommenden Jahr gefeiert werden! Das StadtPicknick als großes Begegnungsfest auf dem eigens dafür autofreien West- und Südring sowie dem Boulevard, das im Jubiläumsjahr leider ausfallen musste, möchten wir nachholen – und zwar am 19. Juni 2022. Hierzu sind Sie schon jetzt alle herzlich eingeladen. Lassen Sie uns zuversichtlich bleiben. Es lohnt sich!
Ich wünsche uns allen ein gutes und vor allem gesundes 2022.
Passen Sie auf sich auf. Passen Sie auf Bochum auf. Bleiben Sie gesund!
Ihr
Thomas Eiskirch