
Alexander Wesselsky (Eisbrecher) auf dem Pott Out Festival 2025 im Bochumer RuhrCongress
Foto: Jenny Musall
Das Pott out Festival 2025 bringt im RuhrCongress Bochum Metal von Power über Hardrock bis NDH auf die Bühne – trotz geringerer Besucherzahl bleibt die Stimmung stark.
Das Pott out Festival 2025 bietet im Bochumer RuhrCongress ein breites Spektrum harter Musik. Von melodischem Power Metal bis zur Neuen Deutschen Härte zeigt das Line-up, wie vielfältig die Szene ist. Obwohl der Veranstalter bestätigt, dass der RuhrCongress in diesem Jahr weniger gefüllt ist als 2024, sorgt das Publikum für eine durchgehend energiegeladene Atmosphäre. Freedom Call, Grave Digger und Thundermother liefern energiegeladene Auftritte ab, während Eisbrecher und Dirkschneider mit starken Shows die eigentlichen Highlights sind. Am Ende wird deutlich, dass das Festival musikalisch überzeugt – und im kommenden Jahr auf größere Resonanz hofft.
Freedom Call eröffnet das Festival mit hymnischem Power Metal
Freedom Call eröffnen das Festival mit einer kraftvollen Show, die von eingängigen, melodischen Refrains und viel Keyboard getragen wird. Die Band, die seit 1998 aktiv ist und aktuell ihr elftes Studioalbum „Steel Romance“ draußen hat, holt das Publikum mit Klassikern wie „Hammer of the Gods“ und „Union of the Strong“ direkt ab. Die Fans zeigen sich textsicher und feiern den typischen, positiv aufgeladenen Power-Metal-Sound. Sänger Chris Bay animiert das Publikum immer wieder, wodurch die Stimmung früh am Abend Fahrt aufnimmt. Die Setlist kombiniert bekannte Hymnen mit starken Melodiebögen, die als Markenzeichen der Band gelten.
Im Laufe des Auftritts steigert sich die Intensität mit Songs wie „Metal Is for Everyone“ und „Land of Light“. Die Band präsentiert sich in gewohnt spielfreudiger Form und überzeugt mit klaren Vocals, präzisem Drumming und einem Sound, der den Saal gut ausfüllt. Sie schaffen es, eine angenehme Melodie mit kraftvollem Metal zu kombinieren. Der Festivalstart zeigt, wie sehr Freedom Call als Liveband funktionieren.
True-Metal-Legende Grave Digger begeistert mit epischem Set
Grave Digger präsentieren sich als eine der Institutionen des deutschen Steals und liefern eine druckvolle Show ab. Die Band spielt eine rund 45-minütige Setlist, die sowohl ältere Klassiker als auch neue Stücke vereint. Bei Liedern wie „Rebellion (The Clans Are Marching)“ feiert das Publikum begeistert und zeigt Textsicherheit. Sänger Chris Boltendahl überzeugt mit seiner typischen, rauen, kraftvollen Stimme, die den klassischen Heavy-Metal-Sound der Band prägt. Die energiegeladenen Riffs, epischen Textthemen und der Old-School-Metal-Charakter treffen den Geschmack der Fans.
Zum Ende hin fordert das Publikum lautstark eine Zugabe, die die Band mit „Heavy Metal Breakdown“ liefert – dem erwarteten Rausschmeißer. Eine Kombination aus Speed-Metal-Elementen und eingängigen Refrains sorgt für einen intensiven Abschluss des Auftritts. Boltendahl betont mehrfach die Freude, wieder in Bochum zu spielen. Dabei verweist auf die beständige Verbindung der Band zur Szene. Insgesamt wirkt der Auftritt tight und getragen von viel Routine, ohne an Frische zu verlieren.
Thundermother liefern energiegeladenen Hardrock mit starker Bühnenpräsenz.
Thundermother bringen mit ihrem „Back to the roots“-Hard-Rock-Sound frischen Wind ins Festivalprogramm. Die schwedische Band orientiert sich an Legenden wie Motörhead und AC/DC und kombiniert diesen Stil mit moderner Energie. Musikalisch überzeugen die vier Schwedinnen mit schnellen Riffs, treibenden Beats und melodischen Bridges.
Songs wie „Can You Feel It“ oder „I Left My Licence in the Future“ zeigen die Bandbreite zwischen kraftvollem Rock und melodischen Elementen. Auch ruhigere Passagen funktionieren reibungslos und unterstreichen die stimmlichen Qualitäten des Frontsängers, dessen Stimme an Stratovarius erinnert. Die Band liefert ab, was beim Publikum guten Anklang findet. Immer wieder kommt es zu lauten Mitsingmomenten, die zeigen, dass Thundermother mittlerweile fest in der europäischen Hard-Rock-Landschaft verankert sind. Insgesamt bieten sie einen der energiegeladensten Auftritte des Abends.
Axel Rudi Pell: Gitarren-Virtuosität und klassische Heavy-Metal-Atmosphäre
Axel Rudi Pell liefert im RuhrCongress einen musikalisch starken Slot ab, der klassische Hard-Rock-Elemente mit melodischen Soli und präziser Gitarrenarbeit verbindet. Die Band präsentiert ein routiniertes, sauber strukturiertes Set, das besonders durch Pell selbst geprägt ist: Seine virtuosen Gitarrenparts und die klaren, hymnischen Linien sprechen primär Fans des traditionellen Metals an. Die atmosphärische Dichte des Auftritts zeigt sich in mehreren Momenten, in denen das Publikum regelrecht in den Sound eintaucht und Pell seine Rolle als beständiger Live-Künstler bestätigt.
Frontmann Johnny Gioeli sorgt zusätzlich für Energie auf der Bühne. Er rennt von Beginn an über die komplette Bühnenbreite, sucht permanent Nähe zum Publikum und kommentiert mit humorvoller Selbstironie: „Mein Deutsch ist scheiße. Aber wir sind ja auch nicht zum Reden hier.“ Stimmlich erinnert er in manchen Passagen an Stratovarius; seine kraftvolle Stimme trägt das Set souverän. Gioeli beweist, dass er sowohl technisch als auch live überzeugt – eine Performance, die dem Gesamtauftritt eine dynamische, moderne Note verleiht.
Als heimlicher Headliner setzen Eisbrecher ein NDH-Ausrufezeichen
Mit ihrer Mischung aus harten Gitarren, elektronischen Elementen und markanter Attitüde stellen Eisbrecher als heimlicher Headliner einen klaren Gegensatz zum restlichen Line-up dar. Sänger Alexander Wesselsky findet, dass Festivals „dazu da sind, auch mal über den Tellerrand zu schauen“ und lobt den Mut der Veranstalter, Eisbrecher ins Programm zu nehmen. Trotz ihres eher untypischen Genres beim Festival wird die Band vom ersten Song an gefeiert. Der RuhrCongress singt, tanzt und feiert zu Stücken wie „Himmel, Arsch und Zwirn“, „FAKK“ und „This Is Deutsch“. Die Mischung aus Härte, Melodie und provokanten Texten funktioniert.
Wesselsky wünscht sich in einer Ansage, dass das Festival im nächsten Jahr wieder stärker besucht wird. Er verweist darauf, dass ein Event wie dieses nur mit einem engagierten Publikum und mutiger Programmgestaltung wachse. Der Veranstalter bestätigt später, dass die Besucherzahl 2025 deutlich unter der des Vorjahres liegt. Musikalisch liefert Eisbrecher eine kraftvolle, abwechslungsreiche Show, die zu den Höhepunkten des Abends zählt. „Was ist hier los?“ und der Abschluss „Out of the Dark“ sorgen für ein starkes Finale.
Dirkschneider als Headliner bringt klassischen Heavy Metal auf die Bühne
Dirkschneider schließen das Festival mit einer Show ab, die klar zeigt, warum Udo Dirkschneider als Legende des deutschen Heavy Metals gilt. Schon das Intro sorgt für lautes Mitsingen, und bei Songs wie „Midnight Lover“ oder „Balls to the Wall“ kennt das Publikum jede Zeile. Dirkschneiders markante Reibeisenstimme prägt den Auftritt und sorgt für große Resonanz im Saal. Die Kombination aus Accept-Klassikern und U.D.O.-Material trifft genau den Geschmack der Fans. Die Band spielt präzise, druckvoll und mit viel Energie.
Der Auftritt zeigt, dass Dirkschneider nach über vier Jahrzehnten im Geschäft nichts von seiner Bühnenpräsenz verloren hat. Die Rückkehr zu Accept-Material wirkt authentisch und nah an der Originalkraft jener Jahre. Das Publikum feiert ihn wie einen der letzten Vertreter des klassischen deutschen Heavy Metals. Die Show endet mit viel Applaus und einem klaren Fazit: Dirkschneider bleibt eine Instanz. Damit setzt der Headliner einen würdigen Schlusspunkt hinter das Pott out Festival 2025.
(Bilder: Jenny Musall)
