
Treffen der Delegation mit dem Bochumer Abgeordneten Dennis Radtke in Brüssel
(c) Sebastian Sendlak
Bei der Informationsreise der Sportjugend Bochum ins Europäische Parlament hat der CDU-Abgeordnete Dennis Radtke ausführlich über aktuelle gesellschaftliche und politische Themen gesprochen. Neben Einblicken in die Arbeit des Parlaments thematisierte Radtke strukturelle Probleme in Deutschland – von Datenschutz über Sozialmissbrauch bis hin zu fehlendem Vertrauen in Institutionen. Auch das Bochum Journal begleitete die Delegation und war bei den Gesprächen in Brüssel dabei.
Radtke kritisierte, dass überzogene Datenschutzregelungen teilweise Ermittlungsarbeit behinderten. Behörden könnten Betrugsverdachtsfälle oft nicht an andere Stellen weitergeben, ohne richterliche Genehmigung. „Ich bin sehr dafür, dass persönliche Daten geschützt werden. Aber wenn Datenschutz dazu führt, dass Kriminelle geschützt werden, habe ich dafür kein Verständnis mehr“, sagte Radtke.
(c) Sebastian Sendlak
Er sprach auch über komplexe Verwaltungsstrukturen: „Datenschutz ist das eine, kommunale Ausstattung bei den Ämtern das andere, und die Zugriffsrechte von Zoll und Polizei wieder etwas anderes. Diese Ebenen müssen besser miteinander verzahnt werden.“
Deutlich wurde der Europaabgeordnete auch beim Thema Sozialmissbrauch und Integration. Er sprach über Herausforderungen im Umgang mit Armutsmigration und forderte mehr europäische Zusammenarbeit: „Wenn wir in Deutschland Lösungen wollen, müssen wir mit Ländern wie Rumänien und Bulgarien stärker zusammenarbeiten – auch finanziell. Diese Realität muss man anerkennen, auch wenn sie unpopulär ist.“
Radtke betonte zugleich, dass die Verantwortung nicht allein bei den Migranten liege. Er kritisierte Vermieter, die marode Häuser in prekären Stadtteilen bewusst vernachlässigten: „Viele dieser Immobilien gehören deutschen Eigentümern – Ärzten, Anwälten, Investoren. Wer Miete kassiert, trägt auch Verantwortung für Ordnung und Sicherheit im Haus.“ Er schlug vor, Vermieter stärker in die Pflicht zu nehmen, etwa durch Reinigungskosten oder Sanktionen bei Verwahrlosung.
In der Diskussion mit den Teilnehmenden sprach Radtke auch über Freiheit, gesellschaftliche Verantwortung und Rechtsstaatlichkeit. „Wir leben nicht in einem Land, wo einer sagt: abreißen, egal wie. In einem Rechtsstaat dauert vieles länger, aber das ist der Preis für Freiheit und Rechtssicherheit.“
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Zum Abschluss sprach Radtke über gesellschaftliche Gleichgültigkeit und den Wandel der Medienlandschaft. Viele Menschen informierten sich nur noch über soziale Netzwerke, was den öffentlichen Diskurs erschwere. „Heute ist jeder sein eigener Medienmacher. Da werden Videos hochgeladen, ohne zu prüfen, ob sie echt sind. So verbreiten sich Falschinformationen in Sekunden.“
Sein Fazit: Demokratie brauche Beteiligung und Verantwortung – im Kleinen wie im Großen. „Rechte auf dem Papier reichen nicht. Sie müssen auch genutzt und verteidigt werden.“
Die Bochumer Delegation nahm aus dem Besuch viele Eindrücke mit – über europäische Politik, gesellschaftliche Verantwortung und den Wert demokratischer Prozesse.
