Beitrag: Ein Gast. Eine Stunde. Über Erinnerung, Vergänglichkeit und Verantwortung
Henning Sußebach udn Dr. Norbert Lammert im Gespräch im Schauspielhaus

(c) Sebastian Sendlak

Bundestagspräsident a. D. Norbert Lammert empfängt im Schauspielhaus Bochum den Journalisten und Autor Henning Sußebach. Im Mittelpunkt stehen dessen Buch „Anger – oder was von einem Leben bleibt“ und die Bedeutung von Erinnerung und gesellschaftlicher Verantwortung.

In der Gesprächsreihe „Ein Gast. Eine Stunde“ spricht Norbert Lammert am Sonntag mit Henning Sußebach über dessen neues Buch. Sußebach, geboren in Bochum und mehrfach ausgezeichneter Reporter der Zeit, rekonstruiert darin das Leben seiner Urgroßmutter Anna. Die Matinee beleuchtet die Bedeutung von Frauenbiografien, Erinnerungskultur und demokratischer Verantwortung. Die rund einstündige Veranstaltung findet im Schauspielhaus Bochum statt und setzt die Reihe fort, die regelmäßig Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft einlädt.

Lebensgeschichte im Spiegel der Gesellschaft

Sußebach erzählt die Geschichte seiner Urgroßmutter, die sich im 19. Jahrhundert in einer von Männern geprägten Gesellschaft behauptet. Lammert zitiert dabei den ersten Satz des Buches: „Jeder Mensch stirbt zweimal – biologisch und in der Erinnerung.“ Sußebach erläutert, dass er das Leben seiner Urgroßmutter vor dem „zweiten Tod“ bewahren möchte.

Die Biografie spiegelt gesellschaftliche Entwicklungen wider, von den Anfängen des Frauenwahlrechts bis zur Rolle individueller Erinnerung in einer digitalisierten Gegenwart. Lammert und Sußebach diskutieren, warum Frauenbiografien in der historischen Erinnerung oft in Vergessenheit geraten und wie individuelle Lebensgeschichten die großen gesellschaftlichen Erzählungen ergänzen.

Verantwortung in der Demokratie

Das Gespräch wechselt vom Persönlichen zu grundsätzlichen Fragen. Lammert betont, dass Demokratie kein Zuschauersport sei, sondern aktive Beteiligung erfordere. Sußebach spricht über seine journalistische Arbeit und die Bedeutung, sich auf „die kleinen Leben“ einzulassen, die in großen historischen oder medialen Erzählungen oft keinen Platz finden.

Die Matinee ist Teil der Reihe „Ein Gast. Eine Stunde“, die Lammert regelmäßig moderiert. Frühere Gäste waren unter anderem Herta Müller, Wolf Biermann und Igor Levit. Das Format verbindet biografische Einblicke mit gesellschaftlicher Reflexion und einem persönlichen Gesprächston.

Die nächste Ausgabe ist bereits in Planung.

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