
Wahlplakat der Stadtgestalter 2025
Die STADTGESTALTER treten zur Kommunalwahl 2025 in Bochum mit einem umfangreichen Programm an. Ihr Ansatz: unkonventionelle Ideen, oft inspiriert von Best-Practice-Beispielen aus anderen Städten. Der Faktencheck zeigt: Viele Vorschläge sind Visionen, überprüfbare Zahlen spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Innenstadt und Stadtteile
Im Programm wird die Bochumer Innenstadt als „Dolce Vita“-Projekt beschrieben: Begrünte Plätze, Promenaden, Dachgärten, Sonnensegel und Stadtschaukeln sollen das Zentrum attraktiver machen. Vorgesehen ist eine Verlagerung von Parkplätzen in bestehende Parkhäuser, um Straßenraum für Grünflächen freizumachen. Konkrete Zahlen oder Finanzierungspläne fehlen.
Auch für die Stadtteile gibt es zahlreiche Vorschläge – von Quartiersgaragen über verkehrsberuhigte Wohnstraßen bis hin zu Mini-Parks. Viele Ideen sind kleinteilig und kreativ, etwa „Wanderbäume“ oder „Street-Parks“. Eine unabhängige Prüfung der Machbarkeit existiert nicht.
Wattenscheid
Besonders hervorgehoben wird eine „eigene Strategie für Wattenscheid“. Die STADTGESTALTER sprechen von einer „besorgniserregenden Entwicklung“ und warnen vor einer Abwärtsspirale. Vorgeschlagen werden neue Wohngebiete, Parks, ein Kinder-Attraktionsprojekt („WAT-Wurm“) und Street-Art. Diese Punkte sind programmatische Forderungen, belegbare Daten zum tatsächlichen Niedergang fehlen.
Verkehrswende
Die STADTGESTALTER wollen eine konsequente Abkehr von der Bevorzugung des Autos. Gefordert werden neue Radwege, Einbahnstraßenregelungen im Zentrum, Quartiersgaragen und eine umfassende Förderung des ÖPNV. Besonders auffällig sind Ideen wie urbane Seilbahnen, autonome Shuttlebusse und eine interkommunale RegioTram.
Die Vision geht über die meisten anderen Parteiprogramme hinaus, ist aber rein konzeptionell. Zahlen zu Kosten oder möglichen Fahrgastpotenzialen werden nicht genannt.
Klima und Umwelt
Das Programm kritisiert bestehende Strategien als zu oberflächlich. Gefordert wird eine Begrünungssatzung, mehr Dach- und Fassadenbegrünung sowie Schwamm-Straßen gegen Hitze. Ergänzt wird dies durch Vorschläge wie eine Verpackungssteuer, Biotonnenpflicht, eine Biogasanlage und Pilotprojekte zu Agrar-Voltaik. Die Forderung nach einem „Zero-Waste“-Konzept ist programmatisch, nicht überprüfbar.
Schule und Familie
Die STADTGESTALTER setzen auf Investitionen in Schulen und eine Bildungsoffensive. Vorgeschlagen werden gesperrte Straßen zu Schulzeiten („Schulstraßen“), die Verlegung einer Gesamtschule in die Innenstadt und die Verdoppelung der Ausgaben pro Schüler, um den NRW-Schnitt zu erreichen. Letzteres ist überprüfbar: Bochum liegt tatsächlich unter dem Landesschnitt. Ob eine Verdopplung finanzierbar ist, bleibt offen.
Wohnen
Die Partei fordert mehr Eigentum für breite Schichten und schlägt innovative Wohnformen vor: Tiny-House-Quartiere, Co-Living-Konzepte, Wohnhochhäuser oder die Verbindung von Supermärkten mit Wohnungen. Konkrete Zielzahlen zum Neubau fehlen.
Bürgerbeteiligung
Bochum soll zur „kleinen Schweiz“ werden. Die STADTGESTALTER versprechen jährliche Bürgerentscheide zu wichtigen Projekten. Dazu kommen Ideen wie ein kommunaler Wahl-O-Mat oder Open-Air-Sitzungen des Rates. Dies sind klare Abgrenzungen zu SPD, CDU und Grünen, die Bürgerentscheide nicht im gleichen Maße in den Vordergrund stellen.
Wirtschaft und Hochschulen
Die Hochschullandschaft gilt als Standortvorteil. Die STADTGESTALTER fordern mehr Vernetzung mit der Wirtschaft. Ideen wie ein Start-up-Campus, ein Science-Center oder die Ansiedlung internationaler Firmen sollen Bochum stärken. Auch Cannabis wird als Wirtschaftsfaktor genannt. Konkrete Daten zu Arbeitsplätzen oder Einnahmen fehlen.
Kultur und Freizeit
Das Programm setzt auf Subkultur und Jugend: E-Sport, Grillstationen im öffentlichen Raum, öffentliche Tische, Sonnencreme-Spender und ein zentrales Silvester-Feuerwerk. Auch ein „Bochum zockt“-Projekt für Gaming wird vorgeschlagen. Diese Ideen sind originell, aber nicht faktenbasiert überprüfbar.
Verwaltung und Finanzen
Die STADTGESTALTER wollen die Verwaltung effizienter machen, Personalkosten senken und Gebührensteigerungen verhindern. Geplant sind Verkäufe kommunaler Einrichtungen wie Seniorenheime oder Parkhäuser. Ein belastbarer Finanzplan wird nicht präsentiert.
Fazit
Das Wahlprogramm der STADTGESTALTER Bochum 2025–2030 unterscheidet sich deutlich von SPD, CDU und Grünen. Es enthält viele visionäre und kreative Einzelideen – von Seilbahnen über Tiny Houses bis hin zu Zero-Waste-Projekten. Belastbare Zahlen oder konkrete Finanzierungen fehlen weitgehend. Der Faktencheck zeigt: Die Stärke des Programms liegt in unkonventionellen Ansätzen, nicht in überprüfbaren Kennziffern.
