Beitrag: Kommunalwahl 2025: Parteien und Kandidaten im Programm-Check
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Daniel Peters vom Wahlbüro und Stadtdirektor Sebastian Kopietz als Wahlleiter bei einem Pressegespräch im Bochumer Rathaus zur Bundestagswahl, 16.01.2025. +++ Foto: Lutz Leitmann/Stadt Bochum

Am 14. September 2025 wählt Bochum einen neuen Stadtrat und einen neuen Oberbürgermeister. Nach 25 Jahren rot-grüner Zusammenarbeit ist offen, wie sich die politische Landschaft in der Ruhrstadt künftig sortiert. SPD, CDU, Grüne, FDP, AfD, UWG: Freie Bürger, die STADTGESTALTER sowie parteilose Kandidaten wie Pardis Parinejad treten mit klaren, aber sehr unterschiedlichen Programmen an. Ein Überblick über die Schwerpunkte vor den detaillierten Faktenchecks.

SPD: Sozial und klassisch kommunal

Die SPD Bochum setzt auf bekannte Themen: bezahlbarer Wohnraum, bessere Ausstattung für Schulen, Ausbau von Kitas und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Klimaschutz und sozialer Ausgleich sollen stärker in städtische Projekte einfließen. Konkrete Zahlen finden sich teilweise, die Finanzierung bleibt aber auch hier vage.

CDU: Sicherheit und Ordnung

Die CDU Bochum stellt Sicherheit, Sauberkeit und Stadtentwicklung in den Vordergrund. Gefordert werden ein konsequenteres Vorgehen gegen Kriminalität, mehr Sauberkeit im öffentlichen Raum und Investitionen in die Innenstadt. Die CDU grenzt sich von den Grünen durch eine auto- und wirtschaftsfreundlichere Verkehrspolitik ab.

Grüne: Klima und Verkehrswende

Das Programm der Grünen fokussiert den Klimaschutz. Gefordert werden eine autofreie Innenstadt, flächendeckend Tempo 30 und eine massive Stärkung des ÖPNV. Hinzu kommen Investitionen in erneuerbare Energien, mehr Bürgerbeteiligung und soziale Programme. Der Schwerpunkt liegt klar auf Ökologie und nachhaltiger Stadtentwicklung.

FDP: Wirtschaft und Digitalisierung

Die Liberalen wollen Bochum wirtschaftlich nach vorne bringen. Startups, digitale Verwaltung und weniger Bürokratie sind zentrale Forderungen. Im Bildungsbereich setzt die FDP auf längere Kita-Öffnungszeiten und bessere digitale Ausstattung der Schulen. Im Verkehr soll ein Mittelweg zwischen ÖPNV-Ausbau und Autofreundlichkeit gefunden werden.

Die Linke: Soziale Punkte im Vordergrund

Die Linke Bochum setzt im Wahlkampf 2025 auf soziale Gerechtigkeit. Sie fordert mehr sozialen Wohnungsbau, ein kommunales Sozialticket, beitragsfreie Kitas und stärkere Unterstützung für die freie Kulturszene. Zudem will sie ein 365-Euro-Ticket, mehr Radwege und eine autofreie Innenstadt. Privatisierungen lehnt sie ab und setzt stattdessen auf kommunale Kliniken und Prävention durch Sozialarbeit.

AfD: Gegen Integration und Kulturprojekte

Die AfD Bochum fordert einen harten Kurs bei Migration und Integration, strengere Sicherheitsmaßnahmen und ein Ende von Klimaschutz- und Kulturprojekten, die sie als „ideologisch“ betrachtet. Viele Punkte liegen außerhalb kommunaler Zuständigkeit, dort wo die Stadt handeln könnte – etwa bei Parkgebühren oder Kulturförderung – fehlen Finanzierungsvorschläge.

UWG: Bürgernähe und Pragmatismus

Die UWG: Freie Bürger setzt auf ein 12-Punkte-Programm mit bürgernahen Forderungen. Dazu gehören mehr Entscheidungsrechte für die Bezirksvertretungen, bessere Beleuchtung und Videoüberwachung an Angsträumen, Sanierung von Schulen und Sportstätten sowie mehr Haushaltsdisziplin. Prestigeprojekte wie das „Haus des Wissens“ lehnt die UWG ab.

STADTGESTALTER: Konzepte und Bedingungen

Die STADTGESTALTER treten mit konkreten Bedingungen für mögliche Koalitionen an: neuer Politikstil, tragfähige Konzepte für Wirtschaft, Finanzen und Bürgerbeteiligung. Sie sehen sich als Impulsgeber, wollen aber nur bei klaren Reformzielen an einer Koalition mitwirken. Viele Ideen dürften jedoch praktisch kaum realisierbar sein.

Parinejad: Unabhängig und visionär

Der parteilose OB-Kandidat Pardis Parinejad präsentiert sich als unabhängige Alternative. Sein Programm „Gut für Bochum“ setzt auf wirtschaftlichen Aufbruch, mehr Startups, ein kommunales Solarunternehmen, 100.000 neue Bäume und ein beitragsfreies Kita-Modell nach Düsseldorfer Vorbild. Viele Forderungen sind visionär, eine konkrete Finanzierung fehlt.

Fazit: Vielfalt der Ansätze – wenig klare Zahlen

Die Programme zeigen deutliche Unterschiede: SPD und Grüne setzen auf soziale und ökologische Schwerpunkte, CDU und FDP betonen Sicherheit und Wirtschaft, AfD und UWG vertreten konträre Positionen zu Migration und Großprojekten, während die STADTGESTALTER und Parinejad mit spezifischen Konzepten neue Wege aufzeigen wollen.

Allen Programmen gemeinsam ist die Abwesenheit klarer Finanzierungspläne. Angesichts eines städtischen Defizits von rund 180 Millionen Euro wird die Frage nach Prioritäten entscheidend sein.

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