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Bogestra Campus-Linie / U35
Klimawandel und was der ÖPNV oder Radwege damit zu tun habe. Darum geht es im dritten Teil der Serie im Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters von Bochum.
Mit den Themen Klimaneutralität und ÖPNV geht es im dritten Teil der Serie zur Oberbürgermeisterwahl 2025 in Bochum weiter. Wie Klimaneutralität geschehen kann und was der ÖPNV damit zu tun hat, dazu haben die Bewerber Jörg Lukat (gemeinsamer Kandidat von SPD und Grüne), Dr. Andreas Bracke (CDU), Susanne Schneider (FDP), Nadja Zein-Draeger (gemeinsame Kandidatin von Volt/Die Stadtgestalter), sowie die parteilosen Kandidaten Sahver Münch und Pardis Parinejad, um das höchste Amt in der Stadt ebenfalls ihre Auffassung geteilt. Wichtig ist, dass beides nur zusammen realisierbar ist.
Anmerkung dieser Redaktion: Lena Maria Christina Bormann (Die Partei) und Wiebke Köllner (Die Linke) sind ebenfalls angefragt worden. Bis zum genannten Redaktionsschluss hat von diesen Kandidaten keine Antwort vorgelegen. Jens Lücking (UWG) hat uns am Samstag die Antworten zugesandt, so dass wir Diese im Nachhinein einpflegen werden.
Teil 1: Oberbürgermeisterwahl 2025: So sehen die Kandidaten den Arbeitsmarkt und Wirtschaft
Teil2: Oberbürgermeisterwahl 2025: Leerstand vermeiden und bezahlbaren Wohnraum ermöglichen
Wie wollen Sie Bochum auf dem Weg zur Klimaneutralität voranbringen – und welche konkreten Maßnahmen stehen dabei im Vordergrund? (Die Kandidaten von SPD/Grüne und CDU haben die Fragen in einer Antwort zusammengefasst.)
Susanne Schneider (FDP): Der Weg zur Klimaneutralität ist eine der zentralen Aufgaben der Stadt in den kommenden Jahrzehnten. Die weitere Organisation der Wärmewende muss
daher Chefsache sein. Statt unzähliger Arbeitskreise und Steuerungsgruppen möchte ich eine zentrale Steuerungsgruppe einrichten, die diese Herausforderung strukturiert, zügig und direkt angeht. Weiter setze ich mich für verstärkte Sanierung von Bestandsgebäuden und eine Verpachtung städtischer Dachflächen für Photovoltaik ein
Nadja Zein-Draeger (Volt/Die Stadtgestalter): Eine der wichtigsten Maßnahmen sehe ich darin, jede politische Entscheidung auf Grundlage der Ergebnisse eines belastbaren Klima-Checks zu treffen. Seit Herbst 2021 gibt es für politische Entscheidungen einen Klima-Check, der aus Sicht von Volt und Die STADTGESTALTER deutliches Optimierungspotential aufweist, um belastbare Ergebnisse zu liefern. Für Beschlüssen zu Bauleit-Verfahren wird der Klima-Check mit Verweis auf den Umweltbericht am Ende der Planphase im Rahmen der gesetzlichen Bauleitplanung gar nicht erst durchgeführt. Ich setze mich für den transparenten Ausbau des Klima-Checks um Aspekte, die auch auf Bau-Projekte angewandt werden können und um Umweltschutz-Aspekte ein. Bei Vorhaben zum Bauen soll der Klima- und Umwelt-Check vor Eintritt in das Bauleit-Verfahren durchgeführt werden. So kann klima- und umweltschutzrelevanter Input bei der Planung berücksichtigt werden. Sollte sich aus dem Klima- und Umwelt-Check ergeben, dass die Umsetzung des Projekts nicht erfolgen soll, wird das Projekt tatsächlich auch auf Eis gelegt.
Weitere Maßnahmen, die ich zur Erreichung der Klimaneutralität sehe, sind Folgende:
- Stadtbäume, Wälder und Gehölze sind das Rückgrat des städtischen Ökosystems. Sie sichern Biodiversität, sorgen für ein besseres Stadtklima und sind unverzichtbar im Kampf gegen die Folgen der Klimakrise. Einzelne Baumfällungen erfolgen nur, wenn sie zwingend nötig sind (z. B. Gefahr in Verzug). Ersatzpflanzungen werden ortsnah und sichtbar für die Nachbarschaft durchgeführt.
- Frei- und Agrarflächen sollen konsequent von Versiegelung und Bebauung freigehalten werden: Neue Bebauungspläne orientieren sich an der Handlungskarte Klimaanpassung und berücksichtigen lokale Hochwasserrisiken und Biotopfunktionen.
- Die Stadt Bochum muss Vorbild sein: Durch Vermeidung von Papierverbrauch, CO₂-Ausstoß und Ressourcenverschwendung. Dienstliche Flugreisen der Verwaltung werden, wo nicht vermeidbar, CO₂-kompensiert.
- Alle geeigneten Dächer städtischer Liegenschaften werden in drei Schritten solar ausgestattet. 40 % bis 2028, 70 % bis 2031, 100 % bis 2035.
Energiegenossenschaften und Bürgerwindparks werden als direkte Beteiligung der Menschen an der Energiewende gefördert. - Unternehmen und private Initiativen erhalten Beratung und finanzielle Anreize für die Investition in erneuerbare Energien.
- Blockheizkraftwerke und Wärmenetze werden gezielt gestärkt und modernisiert, um Bochum nachhaltig und krisenfest mit Wärme zu versorgen.
- Innovative Wärmequellen wie Geothermie und Grubenwasser-Geothermie werden gefördert, um nachhaltige Versorgung und Standortentwicklung zu verbinden.
Sahver Münch (parteilos): Gemeinsam wollen und müssen wir unsere Stadt zur Klimaneutralität begleiten. Das Bewusstmachen und das Umdenken müssen wir stetig anstoßen, und den Menschen die Notwendigkeit vor Augen führen und zur Not auch erklären. Bürgerbeteiligung und soziale Klimaprojekte stehen im Vordergrund. Begrünte Dächer, Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden, viele grüne Quartiere, energieeffiziente Neubauten und E-Mobilität fallen mir da spontan ein.
Pardis Parinejad (parteilos): Nicht nur Klimaneutralität, sondern Klimaanpassung muss künftig im Vordergrund stehen. Dazu gehören mehr innerstädtische Grünflächen, bessere Luftqualität, sowie Investitionen in Gebäudesanierungen und Energieeffizienzmaßnahmen. Begrünung der Innenstadt wird Chefsache.
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Viele Menschen kritisieren den Zustand des ÖPNV. Wie möchten Sie Nahverkehr, Rad- und Fußwege attraktiver und verlässlicher machen – auch in Randlagen?
Jörg Lukat (SPD/Grüne): Es gibt zweifelsohne noch viel zu tun. Die versprochenen 100 Kilometer Radwege bestehen zum Teil aus einfachen Fahrbahnmarkierungen – das ist richtig. Aber auch darin steckt ein Fortschritt: Es geht um die Trennung von Verkehrsströmen und um die Anerkennung eines veränderten Mobilitätsverständnisses. Dieser neue Ansatz entwickelt sich weiter – und das ist gut so.
Denn eines ist klar: Jede und jeder von uns trägt Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel.
Er ist kein reines Naturphänomen, sondern vom Menschen gemacht. Und deshalb muss auch jeder Einzelne überlegen, wie er oder sie dazu beitragen kann, Emissionen zu reduzieren. Ein entscheidender Hebel ist dabei der öffentliche Nahverkehr.
In einer aktuellen Umfrage der WAZ wurde deutlich: Der Nahverkehr in Bochum erhält durchaus positive Rückmeldungen – selbst die Redakteure zeigten sich überrascht über das gute Abschneiden. Das ist ein ermutigendes Zeichen, aber noch lange nicht das Ende der Entwicklung.
Wir müssen den Weg konsequent weitergehen. Dazu gehört, dass die sogenannte „letzte Meile“ mitgedacht wird – also die Strecke vom ÖPNV-Haltepunkt bis zum Zielort. Hier spielen Mobilstationen eine zentrale Rolle: Orte, an denen ich unkompliziert auf das Fahrrad, ein E-Auto oder andere Verkehrsmittel umsteigen kann.
Nur so wird nachhaltige Mobilität für alle wirklich attraktiv. Aber klar ist auch: Es liegt noch ein Stück Weg vor uns.
Dr. Andreas Bracke (CDU): Das war und ist stets ein zentraler Punkt unserer Positionen. Wir wollen den Radverkehr nicht einseitig priorisieren, sondern ein ausgewogenes Mobilitätskonzept fördern, das die Bedürfnisse aller berücksichtigt.
Natürlich sehen auch wir die Notwendigkeit, Mobilität neu zu denken und weiterzuentwickeln. Aber für uns ist das keine ideologische Frage. Einfach 100 Kilometer Fahrradwege auf marode Straßen zu malen, bedeutet für uns noch keine Mobilitätswende. Wir plädieren stattdessen für eine fundierte Bedarfsanalyse: Wo wird tatsächlich viel Rad gefahren? Wo braucht es Vorrangflächen für den Radverkehr? Dazu zählen auch sogenannte Mobilitätsinseln, die den Umstieg zwischen Fahrrad, Auto und öffentlichem Nahverkehr erleichtern. Park-and-Ride-Angebote sind hierfür essenziell – leider sind sie derzeit nicht überall ausreichend vorhanden.
Ich persönlich wünsche mir praktikable Lösungen, die den Umstieg aufs Fahrrad attraktiver machen – zum Beispiel sichere Abstellmöglichkeiten in der Innenstadt, vielleicht sogar in Form einer Fahrrad-Tiefgarage mit Lademöglichkeiten. Solche Maßnahmen würden den Radverkehr deutlich attraktiver machen. Nicht zuletzt könnten auch viele Mehrzweckstreifen, die derzeit von Lkw oder Werbeanhängern blockiert werden, in Fahrradwege umgewandelt werden. Hier braucht es kreative Ideen. Denn nur kaputte Straßen umzubeschildern, reicht für eine echte Mobilitätswende nicht aus.
Susanne Schneider (FDP): Mobilität muss im Jahr 2025 ankommen, ohne die Lebensrealität der Menschen zu vergessen. Ich stehe für smarte Lösungen: Eine städtische Mobilitätsplattform, die ÖPNV, Sharing-Angebote und Parkraum integriert, On-Demand-Busse zur passgenauen Bedienung von Randlagen, digital gesteuerte Ampelanlagen für effiziente Verkehrsführung, barrierefreie Fußwege und mehr Fahrrad-Ständer. Autonomes Fahren darf nicht nur eine Zukunftsvision sein, sondern muss auch in Bochum Realität werden. Entsprechende Modellprojekte im Nahverkehr müssen ausgeweitet werden. Der Fußverkehr muss als unverzichtbarer Bestandteil in die Verkehrsplanung der Kommune integrieren werden. Die Radwege müssen bedarfsorientiert ausgebaut werden.
Sahver Münch (parteilos): Ich denke die Mobilität generationenübergreifend. Mobilität soll für alle Menschen in Bochum funktionieren. Dies gelingt mit Rücksichtnahme auf allen Wegen, einer guten Taktung im ÖPNV, gut ausgebauten Rad- und Fußwegen, Barrierefreiheit und Rücksicht. Ein pünktlicher, verlässlicher und bezahlbarer Nahverkehr- auch in Randlagen ist das Ziel einer lebenswerten Stadt
Pardis Parinejad (parteilos): Mein Verständnis von Mobilität ist geprägt von Klimaschutz, Stadtplanung und Lebensqualität. Ich setze auf E-Mobilität, Carsharing, den Ausbau von Radwegen – besonders sicheren Wegen rund um Schulen – sowie die Verbesserung des ÖPNV auch in Randlagen.