Beitrag: VfL Bochum: Präsidiumswahl rückt näher
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Zwei Lager, ein Verein, viele offene Fragen

Am Samstag um 12 Uhr treffen sich die Mitglieder des VfL Bochum im Ruhrstadion zur außerordentlichen Versammlung. Im Mittelpunkt steht die Wahl eines neuen Präsidiums. Zwei Teams bewerben sich – mit unterschiedlichen Konzepten und personellen Geschichten, die den Verein seit Monaten prägen.

Auf der einen Seite steht Hans-Peter Villis mit seinem „Team Zukunft“. Der frühere Aufsichtsratsvorsitzende kehrt nach einem umstrittenen Rückzug zurück ins Rampenlicht. Sein Team setzt auf strukturelle Reformen, sportliche Expertise und neue Beteiligungsformate. Ziel sei, wie Villis betont, ein „modernerer VfL mit klareren Abläufen“. Kritiker verweisen allerdings auf seine frühere Rolle – etwa im Umgang mit Ex-Sportchef Sebastian Schindzielorz oder dem Abstiegsjahr.

Die Gegenposition vertritt das Team „WIR für den VfL“ unter der Leitung von Uwe Tigges. Der amtierende Präsident wirbt für Kontinuität und betont die Stärke des aktuellen sportlichen Führungsteams. In Interviews verweist Tigges auf den eingeschlagenen Weg mit Kaenzig, Dufner und Hecking. Ein direkter Wiederaufstieg sei nicht das oberste Ziel, vielmehr nachhaltige Stabilität.

Inhaltlich unterscheiden sich beide Lager weniger in der Zielrichtung als in der Herangehensweise. Villis setzt auf eine Neuaufstellung mit klar zugewiesenen Zuständigkeiten. Tigges hingegen hebt Teamarbeit und Kontinuität hervor. Beide Kandidaten geben Versäumnisse zu – Villis spricht von enttäuschten Erwartungen, Tigges von falschen Einschätzungen.

Bilder aus dem Metropolis

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(c) Sebastian Sendlak

Ein zentraler Punkt ist die Personalie Peter Zeidler. Tigges hatte dessen Verpflichtung maßgeblich unterstützt – mit sportlich negativen Folgen. Zeidler wurde im Umfeld des Abstiegs zum Symbol verfehlter Entscheidungen. Villis hatte sich intern gegen dessen Verpflichtung ausgesprochen. Dennoch lastet auf ihm die Kritik, zu lange in Einzelentscheidungen gehandelt zu haben. Tigges wiederum wird vorgeworfen, die interne Lage lange zu positiv dargestellt zu haben.

In dieser Gemengelage wird Villis zunehmend zur Schlüsselfigur. Der Vorwurf, er habe eine „One-Man-Show“ geführt, steht im Raum. Laut Satzung ist ein solches Vorgehen aber nicht möglich – Entscheidungen im Präsidium bedürfen mehrheitlicher Zustimmung. Auch Tigges hätte damals gegen bestimmte Beschlüsse stimmen können, was er nun öffentlich einräumt.

Während Villis auf Veranstaltungen wie im Metropolis-Kino mit klaren Ansagen punktete und in Umfragen aktuell leicht vorn liegt, bleibt offen, wie sich die Stimmung unter den Mitgliedern am Samstag entwickeln wird. Denn beide Seiten teilen nicht nur Programme, sondern auch gegenseitige Vorwürfe – von „dreckiger Wäsche“ bis hin zu Enttäuschung über vergangene Konflikte.

Die Wahl gilt als wegweisend. Mitglieder entscheiden, ob der Verein den Neuanfang wagt oder auf die Fortsetzung eines eingeschlagenen Kurses setzt. Dabei steht nicht nur ein Name zur Wahl – sondern die Frage, wie der VfL Bochum künftig geführt werden soll.

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