Für die „Mission Wiederaufstieg“ kündigt sich ein großer Umbruch an
Nach dem bitteren Abstieg in der letzten Woche hat sich der VfL Bochum am 17. Mai mit einem 0:2 Auswärtssieg in St. Pauli aus der höchsten Spielklasse verabschiedet. Beide Treffer erzielte der Leihspieler Myron Boadu, zudem spielten die VfL-Legenden Anthony Losilla und Cristian Gamboa das letzte Mal im Bochumer Trikot. Am Ende führten die 25 Punkte gesammelten Punkte zum „verdienten Abstieg“, so Chef-Coach Dieter Hecking. Dass der VfL Bochum trotzdem hoffnungsvoll der „Mission Wiederaufstieg“ angehen kann, liegt an der Personalie Hecking und an seinen „erstligatauglichen“ Fans. Bei den Spielern kündigt sich derweil ein großer Umbruch an und auch die Vereinsspitze wird sich manch kritischen Fragen zu den letzten beiden Transferphasen stellen müssen, da die Mannschaft nicht kontinuierlich „bundesligatauglich“ war.
„Heute wollten wir im letzten Spiel in der Bundesliga ein Zeichen setzen und den Fans diesen Sieg schenken. Wir wollten uns damit für die Unterstützung in der gesamten Saison bedanken“, betonte VfL-Kapitän Anthony Losilla nach dem Abpfiff in St. Pauli.
„Das spricht für die Mannschaft, dass wir Charakter gezeigt haben, obwohl wir abgestiegen sind. In den vergangenen Monaten hatten wir viele Nackenschläge, am Ende sind wir mit 25 Punkten auch verdient abgestiegen. Jetzt gilt es, den Blick nach vorn zu richten. Wir werden die nächsten Wochen nutzen, um den notwendigen Umbruch einzuleiten“, ergänzte Chefcoach Dieter Hecking in der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Der Umbau des Kaders für die „Mission Wiederaufstieg“ könnte derweil größer als bisher gedacht ausfallen. „Kicker“ und „Sky“ zitieren Dirk Dufner, den neuen Geschäftsführer Sport, wie folgt: „Der Umbruch wird relativ groß sein“, betonte Dufner und ergänzte: „Es verlassen uns einige Spieler, es wollen uns noch einige Spieler verlassen.“
Blick zurück: Der Abstieg des VfL Bochum wurde neben dem Platz besiegelt
Im Ruhrgebiet wird Klartext geredet und somit schreiben wir klar: Die Mannschaft war nicht kontinuierlich „bundesligatauglich“ und der Grund dafür lag primär neben dem Platz! Nach den beiden gescheiterten Versuchen, mit zwei Fußball-Lehrern als VfL-Coaches, wurde mit Dieter Hecking ein Fußball-Praktiker, mit viel Erfahrung und Ruhrgebiets-Stallgeruch verpflichtet. Aus Sicht des Autors leider deutlich zu spät. Dazu kam Fehlverpflichtungen und fehlende Verpflichtungen, die die sportliche Führung und die Vereinsspitze zu verantworten haben. In den letzten beiden Saisons wurde beispielsweise zweimal die Wintertransferphasen nicht genutzt, um erfahrene Stürmer zu verpflichten, obwohl die mangelnde Torgefahr einer der Hauptgründe für den Abstieg war.
Blick voraus: Für die „Mission Wiederaufstieg“ braucht es mehr Mut …
…, und zwar auf und neben dem Platz. Die Spielweise des VfL war in der zurückliegenden Saison oft zu statisch und zu berechenbar, z.B. durch lange Bälle auf Stürmer Philipp Hofmann. Zudem war der Spielaufbau zu langsam und schnelle Vorstöße über die Flügel, die schnellen Gerrit Holtmann und Kōji Miyoshi kamen zu selten. In der Spitze zeigte Leihspieler Myron Boadu nur gegen Leipzig und in St. Pauli sein volles Potenzial. Daraus folgt, dass der VfL in der 2. Bundesliga schneller und flexibler als in der Bundesliga spielen muss. Dafür braucht es ein gutes taktisches und Mut in der Spielweise. Beides kann Chefcoach Dieter Hecking seinen Spielern vermitteln. Aber nur, wenn auch die VfL-Sportführung und die Vereinsspitze ebenfalls den Mut aufbringen, finanziell an die Grenzen des Machbaren zu gehen, um den großen personellen Umbruch zu ermöglichen.
Fazit: Chance für einen Neuanfang
In den vielen Jahren, in denen der Autor den VfL-Bochum begleitet, war diese Saison besonders: Zur Winterpause bereits totgesagt, dann wie ein Phoenix aus der Asche aufgestiegen, um am Ende auf den Boden der Tatsachen – die Mannschaft war über die ganze Saison gesehen nicht konkurrenzfähig – zu landen. Es folgt der siebte Abstieg des VfL, der gleichzeitig aber auch die Chance für einen Neuanfang bietet.
Die Vorbereitungszeit bis zum Start der 2. Bundesliga Anfang August ist knapp: Die VfL-Führung und Trainer Dieter Hecking stehen vor der herausfordernden Aufgabe, einen konkurrenzfähigen Kader auf die Beine zu stellen und dabei auch den – notwendigen – personellen Umbruch zu begleiten.