Der VfL Bochum konnte auch das vorletzte Heimspiel der Saison nicht gewinnen. Gegen Union Berlin erkämpfte sich die Mannschaft von Dieter Hecking, dem Kampf und Einsatz nicht abzusprechen war, zwar einen „Punkt der Moral“. Aber gleichzeitig reduzierte sich die Chance, den Relegationsplatz doch noch zu erreichen weiter, da sowohl Heidenheim, der nächste Gegner des VfL, als auch Kiel an diesem Spieltag siegten. Nach dem Spiel waren die VfL-Spieler, erneut wie auch nach dem Spiel gegen Werder Bremen, „ratlos“, aber gleichzeitig geben sie noch nicht auf. „Es ist noch lange nicht zu Ende“ betonte Torhüter Horn im SKY-Interview und ähnlich äußerten sich auch Bernardo und Krauß in der Mix-Zone.
Der VfL, der anlässlich des Maiabendfestes in Sondertrikots aufläuft, versuchte von Beginn an mit Tempo und Pressing Union Berlin unter Druck zu setzen. Und so gehörten die ersten Strafraumszenen dem VfL, derweil sich beide Fanlager lautstarke Gesangsduelle lieferten. Im Gegensatz zum letzten Heimspiel zeigte die Mannschaft von Dieter Hecking kämpferisch ein ganz anderes Gesicht. Leider nicht abstellen konnte der VfL die individuellen Fehler. Einer davon führte in der 16. Minute zum 0:1-Rückstand. Medic konnte seinen Ballverlust zwar noch retten, verursachte aber eine Ecke, dessen Abpraller Hollerbach zur Gästeführung nutzte.
Nach dem Rückstand setze der VfL seine Angriffsbemühungen fort, brauchte aber bis zur 31. Minute, bis Medics Schuss gerade noch von Querfeld per Kopf geklärt werden konnte. Es fehlt die Durchschlagskraft und manchmal auch das Spielglück, da der „zweite Ball“ oft von Union Berlin erobert wird. Und da Schiedsrichter Aytekin bei härteren Zweikämpfen viel durchgehen lässt, spielt dies den „robuster“ spielenden Gästen in die Karten.
Und somit bleiben das Beste der ersten Halbzeit die vorherige „Maischützen“-Choreografie und die „erstklassige“ Unterstützung der Fans, die die VfL-Spieler (anders als im letzten Heimspiel) ohne Pfiffe in die Halbzeitpause schickten.
Halbzeit: Bochum rennt und kämpft, liegt aber zurück
Auch in der zweiten Halbzeit konnte sich Bochum auf die Unterstützung seiner Fans verlassen. Beim Spiel „auf die Ostkurve“ versuchen es die Bochumer Spieler weiter und fingen sich auf der „Gäste“ – Gegenseite fast das 0:2 durch Ilic ein (50. Minute). Und dann kam auch noch Pech für die Bochumer hinzu, als Krauß (57. Minute) nur den rechten Posten trifft. Nach einer längeren Verletzungspause wegen Diogo Leite, der einen Schuss an den Kehlkopf bekommen hatte und auf einer Trage hinausgebracht wurde. Jetzt wird gewechselt: Bochums Trainer Hecking doppelt und Union Berlins Trainer Baumgart einmal. Es kommt es zum Elfmeter für Bochum, den Bero im Nachschuss zum viel umjubelten 1:1 Ausgleich nutzt (78. Minute).
Mit der lautstarken Unterstützung seiner Fans setzt Bochum nun alles auf den „Lucky Punch“ und packte dazu wortwörtlich „mit der Brechstange“ raus. Das macht Bochum allerdings anfällig für Konter. In der 76. Minute kann Bero zwar retten, aber nur zu Lasten einer Ecke. Dieses Mal verzieht aber Torschütze Hollerbach wuchtig übers Tor. Nur vier Minuten später misslingt Bernardo ein Rückpass zu Horn, der nur Zentimeter vor der Linie den Ball klären kann (80. Minute).
Hecking und Baumgart wechseln erneut und so geht es in die Endphase des Spiels im mit 26.000 Zuschauern ausverkauften VONOVIA-Ruhrstadion. Aufgrund der langen Verletzung gab es zehn Minuten Nachspielzeit. Die größte Chance zum VfL-Sieg vereitelt Unions Torhüter Rönnow beim Schuss des eingewechselten De Witt (90. +7 Minute).
Fazit: Bochum erkämpft sich zwar einen „Punkt der Moral“, verpasst aber gleichzeitig erneut einen Heimsieg und wartet seit dem Sieg in München weiterhin auf einen „Dreier“. Dies lag wieder einmal nicht am Willen der Mannschaft, sondern vor allem an der fehlenden Durchschlagskraft und in der ein oder anderen Pass-Situation auch an fehlender Cleverness, insbesondere vor dem gegnerischen Tor. Und dann kam beim Aluminiumtreffer von Krauß auch noch Pech für Bochum hinzu. Die Chance auf die Erreichung des Relegationsplatzes ist damit zwar rechnerisch noch möglich, aber ein Stückweit „unrealistischer“ geworden.
Hecking: „Die Mannschaft lebt und wird alles daran tun, nächste Woche in Heidenheim zu bestehen“
In der Pressekonferenz nach dem Spiel gab VfL-Coach Dieter Hecking diese Wertung ab: „Wir wollten unbedingt gewinnen und wir waren von Beginn an präsent und die Stimmung war da. Allerdings ist das Konzept mit den drei Stürmern nur zum Teil gelungen, da wir die Räume nicht genutzt wurden und heute eine miserable Qualität der Hereingaben hatten.“ Hecking bedankte sich beim „fantastischen Publikum“, wies aber auch auf ein – aus seiner Sicht – Problem dabei hin: „Die Fans wurden in der zweiten Halbzeit unruhig und diese Unruhe hat sich auf die Spieler übertragen.“
Trotz der tabellarisch schlechten Ausgangslage, vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, betonte der VfL-Coach seine Zuversicht. „Die Mannschaft hat sich nach Bremen Spiel wieder aufgebaut und wird es sich auch jetzt wieder aufbauen. Die Mannschaft lebt und wird alles daran tun, nächste Woche in Heidenheim zu bestehen.“
(C) Jenny Musall